Kondensatormikrofon oder dynamisches Mikrofon?
Das Kondensatormikrofon
Ein Kondensatormikrofon arbeitet nach dem Prinzip eines Kondensators und stellt einen elektroakustischen Wandler dar, mit dem Schall in Form von Schalwellen in elektrische Signale umgewandelt werden können. Kondensatormikrofone gibt es bereits seit vielen Jahren und sie stellen auch heute noch das Maß aller Dinge in hoch-professionellen Aufnahmestudios dar.
Eng verwandt mit dem Kondensatormikrofon ist das Elektretmikrofon, das etwa 90 % der heutigen modernen Mikrofone ausmacht. Im Gegensatz zu dynamischen Mikrofonen haben Kondensatormikrofone oft eine sehr große Membran (Großmembran-Kondensatormikrofone ab 1 Zoll / 25 mm Durchmesser) und können dadurch ein wesentlich größeres Frequenzspektrum aufnehmen.
So ist ein Kondensatormikrofon aufgebaut
Der äußere Aufbau eines Kondensatormikrofons ist dem eines dynamischen Mikrofons sehr ähnlich: Es gibt einen Mikrofonkorb, der die Kondensatorkapsel beinhaltet, einen Griff und ein Kabel zur Übertragung des elektrischen Signals. Der wesentliche Unterschied in der Technologie des Mikrofons liegt in der Kapsel und in der Art, wie dort aus der Schwingung der Membran eine Spannung erzeugt wird.
Treffen Schallwellen in Form von Luftdruck auf die elektrisch leitfähige Membran, die nur wenige Mikrometer dick ist, wird diese in Schwingung versetzt. Hinter der Membran befindet sich eine (oft gelochte) Metallplatte als Gegenelektrode, die elektrisch isoliert angebracht ist. Beginnt die Membran nun zu schwingen, ändert sich die Kapazität des Kondensators, die dann ausgewertet wird.
Für diese Auswertung gibt es zwei Verfahren: Die Niederfrequenz-Schaltung und die Hochfrequenz-Schaltung. Bei der Niederfrequenzschaltung wird der Kondensator über einen hoch-ohmigen Widerstand mit einer Vorspannung aufgeladen, die man auch Polarisationsspannung nennt. Die Änderung der Spannung variiert dann je nach der aktuellen Kapazität des Kondensators.
Bei der Hochfrequenzschaltung wird mit Hilfe der sich ändernden Kapazität des Kondensators ein hochfrequenter Schwingkreis verstimmt, wodurch eine frequenzmodulierte Hochfrequenz entsteht. Diese wird anschließend noch im Mikrofon demoduliert und kann somit über das Kabel weitergegeben werden. Da kein hoch-ohmiger Widerstand benötigt wird, ist die Hochfrequenzschaltung beim Kondensatormikrofon unempfindlicher gegenüber elektrischen Einstreuungen und Luftfeuchtigkeit.
Kleine oder große Mikrofonmembran?
Die Größe der Membran bestimmt nicht nur die Aufnahme der Höhen, sondern beeinflusst auch den ganzen klanglichen Charakter der Aufnahmen, weshalb die Größe der Kapsel in erster Linie den Einsatzzweck des Kondensatormikrofons bestimmt.
Das Großmembranmikrofon
Als Großmembranmikrofone wurden ursprünglich nur Mikros bezeichnet, die über einen Kapsel- und damit auch einen Membran-Durchmesser von 1 Zoll (2,54 cm) verfügten. Da der Ausdruck „Großmembranmikrofon“ kein geschützter Begriff ist und die Größe der Membran häufig mit der Qualität des Mikrofons in Verbindung gebracht wird (was falsch ist), werden heute auch viele Mikrofone mit wesentlich geringerem Membrandurchmesser als Großmembran-Kondensatormikrofone verkauft.
Grundsätzlich ist bei einem Großmembranmikrofon das Eigenrauschen niedriger und die Empfindlichkeit des Mikrofons höher, weshalb Großmembranmikrofone gerne zur Aufnahme in großen Studios genutzt werden, wo mehrere Mikros parallel eingesetzt werden. Der engere Frequenzbereich und der geringere Dynamikumfang schränken die Funktionen der Großmembranmikrofone allerdings ein.
Das Kleinmembranmikrofon
Kleinmembranmikrofone sind Kondensatormikrofone, die über einen Kapseldurchmesser von weniger als 1 Zoll verfügen. Die Einsatzgebiete von Mikrofonen mit relativ kleinen Membranen sind vor allem im Aufnehmen von gesprochenen Texten im Home-Office Bereich, weil die geringere Empfindlichkeit des Mikros die Aufnahmen unempfindlicher gegenüber Störungen und Rauschen macht.
Aufgenommene Stimmen klingen auf Grund der brillanteren Höhen bei Mikrofonen mein kleiner Membran etwas besser, weil Großmembranmikrofone hier die Stimmlage oder die Stimmcharakteristik oft verfälschen. Der höhere Dynamikumfang und der breitere Frequenzbereich von Kleinmembranmikrofonen stellen die klaren Vorteile gegenüber Mikros mit großen Kapsel-Membranen dar.
Das dynamische Mikrofon
Ein dynamisches Mikrofon dient in erster Linie zur Aufnahme von Gesang und Instrumenten, indem das Mikrofon mit Hilfe von elektromagnetischer Induktion eingehende Schallwellen in Form von Luftdruck in elektrische Spannung umwandelt. Auf Grund der Funktionsweise des dynamischen Mikrofons (Membran, Spule mit Kupferdraht und Magnetstift) wird es auch oft als elektromagnetisches Mikrofon bezeichnet.
Wie funktioniert ein dynamisches Mikrofon?
Die häufigste Bauform eines dynamischen oder elektromagnetischen Mikros ist das Tauchspulenmikrofon. Dieses hat seinen Namen von der Tatsache, dass der Magnet, bzw. der Magnetstift, in die Spule eintaucht. Die Spule mit dem Kupferdraht befindet sich direkt an der Membran, die nach dem Aufnehmen von Luftdruck die Spule bewegt und damit elektrische Spannung erzeugt.
Je lauter die Schallquelle ist, desto höher ist der in das Mikrofon eingehende Luftdruck. Durch den erhöhten Luftdruck schwingt die Membran stärker und die durch die Induktion erzeugte Spannung wird entsprechend größer. Diese Spannung wird dann über das Kabel an das Aufnahmegerät weitergegeben.
Dafür braucht man ein dynamisches Mikrofon
Heute arbeiten die meisten Aufnahmemikrofone im professionellen und semi-professionellen Bereich auf Basis der Kondensatortechnologie. Dies liegt vor allem an der besseren Fähigkeit von Kondensatormikrofonen, klare und natürliche Aufnahmen zu erzielen. Die Aufnahmereichweite von dynamischen Mikrofonen ist dagegen etwas eingeschränkt.
In letzter Zeit wird jedoch vor allem im Home Office und privaten Aufnahmebereich wieder verstärkt zu dynamischen Mikrofonen gegriffen, weil bei nicht optimal ausgestatteten und gedämpften Aufnahmeräumen die Einflüsse von Störelementen vermindert werden.
Dynamische Mikrofone kaufen: Die besten Tipps
Dynamische Mikrofone gibt es bereits für wenige Euro im Internet oder im Einzelhandel. Diese Mikrofone eignen sich jedoch überhaupt nicht für ansatzweise gute Aufnahmen, denn die verbauten Komponenten sind absolut minderwertig und die Verarbeitung lässt zu wünschen übrig. Für hochwertige dynamische Mikrofone mit guter Aufnahmeleistung müssen etwa 30 bis 60 Euro ausgegeben werden.
Professionelle Aufnahmen in Studio-Qualität und starke Bühnen-Auftritte werden erst mit noch hochwertigeren Mikrofonen möglich, zum Beispiel vom Hersteller Sennheiser. Hier müssen Sie mit etwa 200 – 300 Euro rechnen. In unserem Mikrofon Testbericht finden Sie mehrere dynamische Mikrofone, die sich perfekt für das Recording von Gesang und Instrumenten in nicht optimal ausgestatteten Aufnahmeräumen eignen.
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